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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 12

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
12 Vii. Der Dreißigjährige Krieg. Verhalten der protestantischen Stände. Erstürmung Magdeburgs durch Xi Ha Mai 1631. durch den Ausgang des Niederdeutsch-dänischen Krieges sehr in Frage gestellt. Wallensteins Absichten, die maritimen Pläne Habsburgs standen den Entwürfen des nordischen Königs schroff entgegen. Österreichs Übermacht beunruhigte ihn, und wollte er nicht haben, daß dieselbe deu schwedischen Staat in seiner Entwicklung hemme, so mußte er etwas zur Eindämmung thun. Dazu kam noch, daß Kaiser Ferdinand Ii. einen alten Gegner Gustav Adolfs unterstützte, den der katholischen Kirche treu ergebenen König Sigismund von Polen, welcher auch aus dem Hause Wasa stammte und, da Gustav Adolf ohne männliche Nachkommen war, Erbansprüche ans den schwebischen Thron geltenb machte. In der Abneigung gegen das Hans Habsburg begegnete sich Gustav Aböls mit dem klugen und weitschauenden Kardinal Richelieu, bei in beut raschen Anwachsen der kaiserlichen Macht eine Gefahr für Frankreich erblickte. Wiewohl ein Gegner bei* neuen Kirche, ermunterte dieser Gustav Adolf zum Schutze der deutschen Protestanten und stellte ihm in einem Vertrage die Zahlung reichlicher Hilfsgelder (Subsidien) in Aussicht. So waren es also in erster Linie politische Gründe, welche Gustav Adolf bewogen, auf dem Kriegsschau-plcitze git erscheinen. A6ei neben der ^soi'ge um die Zukunft seines Reiches waren in ihm auch religiöse Motive wirksam. Er erkannte, daß das Restitutionsedikt den Protestantismus bedrohe, hatte innige Teilnahme mit dem traurigen Lose seiner deutschen Glaubensgenossen und fühlte sich verpflichtet, als Hort der neuen Lehre aufzutreten. 3. \Sitli 1630 lanbete Gustav Aböls mit 13000 kampfgeübten Truppen auf der Insel Usedom. Das Volk begrüßte ihn als Retter aus der Not und jubelte ihm entgegen. Die protestantischen Stünde aber beobachteten vorsichtige Zurückhaltung. Die meisten derselben, barunter Gustav Abolss Schwager G e o r g W i l h e l m v o n B r a n b e n -bürg und der Kurfürst Johann Georg von Sachsen, trugen Bebenken, mit dem Lchwebentönig gemeinsame Sache zu machen. Die einen glaubten überhaupt nicht an einen Sieg und fürchteten die Rache des Kaisers; die anderen vermuteten im Hinblick auf Schwedens bisherige Politik, Gustav Adolf werde als Eroberer auftreten und verschiedene norddeutsche Fürsten um ihre Selbständigkeit bringen. Nur Magdeburg, die Herzoge von Lüneburg und der Landgraf von Hessen schlossen mit ihm Bündnisse. So war Gustav Adolf zunächst hauptsächlich aus sich selbst angewiesen. Unverweilt schritt er zur Tat. Er vertrieb die kaiserlichen Truppen ans Pommern, fiel dann trotz der Neutralität Georg Wilhelms in Brandenburg ein und ztoslng Frankfurt ct. b. D., das von bett Kaiserlichen besetzt war, zur Übergabe. 4. Inzwischen war die Belagerung von Magdeburg durch Pappettheimsche und Tillysche Truppen erfolgt und der Ruf um

2. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 88

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Bedeutung' Friedrichs Ii. Maria Theresia als Regentin. 88 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. werden, und Mus der Fiscal nuhr das Auge darauf haben, das keine der andern abrug Tuhe, den hier muß ein jeder nach Seiner Faßon Selich werden." Durch diese Haltung erreichte er, daß die neuerworbenen katholischen Untertanen in Schlesien sich ebensogut als Preußen fühlten, wie die Brandenburger und Pommern. Selbst die Jesuiten fanden in Preußen Schutz, als eine päpstliche Bulle den Orden aushob. — 10. Überblicken wir nun zum Schluß prüfend die gesamte Wirksamkeit Friedrichs des Großen, wie er dieselbe im Krieg und im Frieden entfaltete, so kommen wir zu folgendem Ergebnis: Friedrich Ii. machte Preußen groß nach außen und stark nach innen. Unter seiner Regierung wuchs der Landbesitz von 2200 Ouabratrneisen aus 3500 Quadratmeilen, die Bevölkerung von 2 Millionen auf 6 Millionen, stiegen die jährlichen Einnahmen von 7 Millionen aus 22 Millionen, vermehrte sich das Heer von 83 000 aus 200000. Er entfesselte die Kräfte, die im Volke schlummerten, erweckte der Soldaten Ehrgefühl, der Beamten Pflichtgefühl und der Untertanen opferwillige Liebe zum Landesfürsten, brachte durch Kriegstateu ohnegleichen den deutschen Namen, der beinahe zum Spottnamen herabgesunken war, wieder zu Ehren, bewahrte das deutsche Land vor Zerstückelung, welche Rußland, Frankreich und Schweden unter Österreichs Zustimmung geplant hatten. Tief hat sich die Gestalt des großen Königs der Erinnerung des deutschen Volkes eingeprägt. — Am 17. August 1786 hauchte er nach langem Leiden seine Seele aus. Ein schmerzliches Zucken ging durch Europa. Kaunitz, der Minister Maria Theresias, rief ans: „Wann wird wieder ein so großer König das Zepter führen ?" und ein schwäbisches Bäuerlein fragte: „Wer wird jetzt die Welt regieren?" Seiner Leichenpredigt wurde das Wort der Schrift zu gründe gelegt: „Ich habe dir einen Namen gemacht, wie die Großen auf Erden einen Namen haben." § 99. Österreich unter Maria Theresia und Joseph Ii. a. Maria Theresia 1740—1780. 1. Die unversöhnliche Gegnerin und große Zeitgenossin Friedrichs Ii. war Maria Theresia. Sie bildete eine Zierde des österreichischen Thrones und legte durch ihr unermüdliches und erfolgreiches Wirken den Grnnb zu einer neuen Entwicklung ihres Staates. In ihrer Person vereinigte sie Vorzüge des Mannes und des Weibes: klaren Verstaub, praktischen Sinn, eine seltene Energie und ein gläubiges,

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 244

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
244 X. Vom Wiener Kongreß bis zur Wiederaufrichtung des Deutschen Kaisertums. glorreicher Reichsfrieden folgen, und möge die Aufgabe des deutschen Volkes fortan darin beschlossen sein, sich in dem Wettkampfe um die Güter des Friedens als Sieger zu erweisen. Das walte Gott!" In der Stunde, in welcher sich die Vertreter des Volkes zum erstenmal um den Thron des Kaisers versammelten, wurde Bismarck in Anerkennung seiner Verdienste in den Fürstenstand erhoben. 5. Eiuige Bestimmungen aus der Verfassung des Deut- schen Reiches. a. Das Bundesgebiet (Deutsches Reich) umfaßt 25 Einzelstaaten : 4 Königreiche, 6 Großherzogtümer, 5 Herzogtümer, 7 Fürstentümer, 3 Freie Städte; außerdem die unmittelbar unter Kaiser und Reich stehenden Reichslande Elsaß und Lothringen. Als Organe des Reiches gelten: der Kaiser und als Stellvertreter desselben der Reichskanzler, der Bundesrat, der Reichstag und die Reichsbehörden. b. Das Präsidium des Bundes steht dem Könige von Preußen zu, der den Namen Deutscher Kaiser führt. Er besitzt den Oberbefehl über die gesamte Land-und Seemacht des Reiches, hat alljährlich den Bundesrat und den Reichstag nach Berlin zu berufen und die von denselben beschlossenen Gesetze zu verkünden, hat ferner das Reich dem Ausland gegen-Fürst von Bismarck. über zu vertreten und kann mit Zustimmung des Bundesrats den Krieg erklären, sowie Frieden, Bündnisse und Verträge mit sremden Staaten schließen. e. Der Reichskanzler ist der oberste Beamte des Reiches; er ist der einzige verantwortliche Reichsminister und hat daher alle Anordnungen und Verfügungen des Kaisers mit seiner Gegenzeichnung zu versehen; er hat den Vorsitz im Bundesrat und vertritt dem Reichs- tag gegenüber die Reichsregierung. d. Der Bundesrat besteht aus den Vertretern der zum Reiche gehörigen Regierungen, im ganzen -ans 58 Stimmen (17 für Preußen, 6 für Bayern, je 4 für Sachsen und Württemberg, je 3 für Baden und Heffeu, je 2 für Mecklenburg-Schwerin und Braunfchweig, je eine für die übrigen Staaten). Er beschließt über die dem Reichstag zu madjenden Gefetzesvorlagen und die von demselben gefaßten Beschlüsse;

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 245

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 143. Das Deutsche Reich unter Kaiser Wilhelm I. 1871—1888. 245 auch hat er die zur Ausführung der Reichsgesetze erforderlichen Verwaltungsmaßregeln vorzubereiten. 6. Der Reichstag besteht aus den vom Volk gewählten Vertretern (jetzt 397, darunter 48 aus Bayern). Die Wahl zum Reichstag ist eine allgemeine und direkte und erfolgt auf die Dauer von fünf Jahren. (Allgemein: jeder Bürger wühlt; direkt: jeder Urwähler wählt den Abgeordneten.) Der Reichstag faßt Beschlüsse über die vom Bundesrat vorberatenen Gesetze und hat das Recht, innerhalb der Kompetenz des Reiches Gesetze vorzuschlagen und an ihn gerichtete Petitionen dem Bundesrate resp. Reichskanzler zu überweisen; auch überwacht er die Aufstellung des Reichshaushaltes. f. Gesetze, welche von der Mehrheit des Reichstages beschlossen und von der Mehrheit des Bundesrats angenommen worden sind, heißen Reichsgesetze. Sie werden vom Kaiser im Reichsgesetzblatt veröffentlicht und gehen den Landesgesetzen vor. Der Reichsgesetzgebung unterliegen u. a. das Zoll- und Handelswesen, die Ordnung des Maß-, Münz- und Gewichtssystems, das Post-, Telegraphen- und Eisenbahnwesen, das Militärwesen und die Kriegsmarine. Doch genießen Bayern und Württemberg in mancher Hinsicht Sonderrechte, d. h. sie können ihre diesbezüglichen Angelegenheiten nach eigenem Ermessen regeln. g. Zur Bestreitung der Reichsausgaben dienen die aus Zöllen, Verbrauchssteuern (auf Salz, Tabak, Zucker, Branntwein), aus dem Post- und Telegraphenwesen fließenden gemeinschaftlichen Einnahmen. Insoweit letztere zur Deckung nicht ausreichen, müffen die noch erforderlichen Summen von den einzelnen Bundesstaaten nach Maßgabe ihrer Bevölkerung aufgebracht werden (Matriknlarbeiträge), sofern nicht in Fällen eines außerordentlichen Bedürfnisses die Aufnahme einer Anleihe beschlossen wird. § 143. Das Deutsche Reich unter Kaiser Wilhelm I. 1871—1888. 1. In der von Versailles aus erlassenen Proklamation „Art das Deutsche Volk" und in der Thronrede, womit der erste deutsche Reichstag eröffnet wurde, sprach, wie wir wissen, Wilhelm I. den Wunsch aus, es möge ihm vergönnt sein, den Frieden zu wahren und die Werke auf dem Gebiete der nationalen Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung zu fördern. Alle seine nun folgenden Regierungshandlungen, bei welchen ihm sein großer Kanzler Fürst Bismarck mit unerschütterlicher Treue zur Seite stand, waren Ausfluß dieser Gesinnung. — Der mit Frankreich abgeschlossene Friede war nur ein äußerlicher; zu einer inneren Aussöhnung war es nicht gekommen. Angesichts Wilhelms I. Sorge für die Erhaltung des Friedens.

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 251

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 144. Karl Albert. Maximilian Iii. Joseph. Karl Theodor. 251 und anbete Fabriken. Viele bisher aus dem Anslanb bezogene Waren würden nun im Jnlanbe hergestellt. Zur besonberen Blute gelangte die Porzellanfabrik in Nymphenburg. — Große Sorgfalt nmnbte Max Iii. der Verbesserung der Rechtspflege zu. Er würde babei von dem Rechtsgelehrten Kreittmayr unterstützt, welcher neue Gesetzbücher ausarbeitete, so das Peinliche Gesetzbuch (codex criminalis) und das Bürgerliche Gesetzbuch (codex civilis). Ein bleibenbes Verbienst erwarb sich der Kurfürst durch die Förbernng der Wissenschaften und durch die Vervollkommnung des mittleren und unteren Schulwesens. Unter seiner Regierung erfolgte auf Anregung des Hofrats Lori und des Bergrats Limbrun die Grünbung _ der Akabemie der Wissenschaften in München (1759) zur Pflege naturwissenschaftlicher Stubien; namentlich aber zur Erforschung und Aufhellung der vaterlänbifchen Geschichte. („Ohne Vaterlanbsgeschichte seine Vaterlanbsliebe!") — Zur Durchführung seiner auf die Umgestaltung des Schulwesens gerichteten Pläne verhals ihm der ver-bienstvolle geistliche Rat und Professor Heinrich Braun (der „bayerische Schulorganisator"), welcher die Schule als Angelegenheit des Staates betrachtete und eine Schulorbnung für die bayerischen Volksschulen bearbeitete. Nach der 1773 durch Papst Klemens Xiv. erfolgten Aufhebung des Jesuitenorbens würde besten Vermögen größtenteils im Interesse des Unterrichts und der Erziehung verwenbet. Wie warm das Herz des Kurfürsten für seine Untertanen schlug, offenbarte stch vorzugsweise, als in den Jahren 1770 und 1771 Bayern von einer furchtbaren Teuerung heimgesucht würde. Max Iii. brachte, um die Not der Armen zu milbern, die größten persönlichen Opfer, inbem er betreibe aus Italien kommen und unentgeltlich verteilen ließ. Die bisher erwähnten Regierungsmaßregeln gewannen dem Monarchen die Herzen des Volkes. Mit inniger Dankbarkeit blickte basselbe zu ihm als einem wahren Lanbesvater empor. Sein 1777 erfolgter Tod erfüllte alle Schichten der Bevölkerung mit aufrichtiger Trauer. — Maximilian Iii. war der letzte Sprosse der Ludwig'schen Linie des Hauses Wittelsbach. Nach seinem Tode trat der 1329 geschlossene Hausvertrag zu Pavia (I, § 53, 2 S. 145) in Kraft. Bayern ging auf die Pfälzer Linie über, an bereu Spitze sich bamals Karl Theobor besanb. 5. Karl Theodor (L777—1799), ans der Linie Pfalz-Sulz- ««i^eobor bath, war ein mit geistigen Gaben glänzenb ausgestatteter Fürst von vielseitiger Bilbung, liebte aber, durch das Beispiel der französischen Könige beeinflußt, blenbenbe Pracht und ein an Genüssen reiches Leben. Er hatte feit 1743 als Kurfürst in der Pfalz regiert und bort feine Hauptstabt Mannheim durch Prachtbauten, herrliche

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 258

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
258 Xi. Bayerische Geschichte. eria^einer sset‘ 7. Die bisher angeführten Tatsachen beweisen, daß Bayerns 26. Mai i8i8. erster König als wahrer Landesvater eine außerordentlich umfassende Wirksamkeit ausübte, deren segensreiche Folgen in allen Kreisen zu verspüren waren. Die wichtigste seiner Regierungshandlungen aber blieb noch unerwähnt. Es war der aus freiem Entschlüsse hervorgegangene Erlaß einer Verfassung, womit er in Erfüllung einer Zusage der Wieuer Bundesakte und in weiser Berücksichtigung der Zeitumstände am 2 6. Mai 1818 sein Volk beglückte ('§ 129, 2). Der Grundgedanke der Verfassung ist die Mitwirkung des Volkes in Zachen der Gesetzgebung und Besteuerung. Dieselbe geschieht durch den Landtag, welcher tu zwei Körperschaften zerfällt, in die Kammer der Reichsräte und in die Kammer der Abgeordneten. Die Kammer der Reichsräte ist zusammengesetzt aus deu volljährigen Prinzen des Königlichen Hauses, den Häuptern der ehemals reichsunmittelbaren Familien, den beiden Erzbischöfen und einemsuffraganbischof, dem Präsidenten des protestantischen Oberkonsistoriums und aus Männern, welche der König wegen hervorragender Verdienste um den Staat zu Reichs-raten ernennt. Die Kammer der Abgeordneten wurde bis zum Jahr 1848 von den Vertretern der einzelnen Stände: des Adels, der Geistlichkeit, der Städte, der Grundbesitzer 2c. gebildet (daher Ständeversammlung), besteht aber seitdem aus deu vom Volke durch freie (indirekte) Wahl bestimmten Abgeordneten. Bei der Eidesleistung auf die Verfaffung sprach der König die Worte: „Ich wiederhole in dieser feierlichen Versammlung, daß ich mein persönliches Glück und den Ruhm meines Thrones einzig in dem Gesamtwohle und der Liebe meiner Untertanen suche." Ergebnis der 8. In stürmisch erregter Zeit hatte Maximilian I. Joseph die Max' I. Joseph. Regierung seines erschütterten, in der Auslösung begriffenen Reiches übernommen. Durch eine 26 jährige, rastlose Tätigkeit war es ihm gelungen, dem weiteren Verfall Einhalt zu tun, zweckmäßige Reformen durchzuführen, Wohlstand, Bildung und Gesittung der Maximilian I. Joseph.

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 229

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 140. Der Deutsch-französische Krieg von 1870 und 1871. 229 endlichen Sieg der Nation krönen werde" und ging hierauf auseinander. Inzwischen hatte die nationale Strömung auch den Süden Deutschlands mit unwiderstehlicher Macht ergriffen und in hoch und niedrig das Feuer reinster Vaterlandsliebe entflammt. Der hochherzige und ideal gerichtete König Ludwig Ii. von Bayern, der keinen Augenblick im Zweifel war, daß der Bündnisfall gegeben sei, telegraphierte an König Wilhelm: „Mit Begeisterung werden meine Truppen an der Seite ihrer ruhmgekrönten Wasfeugeuosseu für deutsches Recht und deutsche Ehre den Kampf aufnehmen" und sein Vorgehen war maßgebend für die Haltung der übrigen süddeutschen Fürsten und Staaten. — Von den Wogen des Meeres bis zum Fuße der Alpen erhob sich das deutsche Volk in beispielloser Einmütigkeit. Erfüllt von einem Geiste, geleitet von einem Willen, taten alle, was sie nach Fähigkeit und Vermögen zu leisten vermochten. Hunderttausende zogen unter den Klängen des Liedes „Die Wacht am Rhein" (gedichtet vor 30 Jahren von Schneckenburger, komponiert von Karl Wilhelm) in todesmutiger Hingebung an das Vaterland ans in den blutigen Kampf, und die zu Hause blieben, die Männer und Frauen, sie entfalteten einzeln und in Vereinen eine segensreiche Tätigkeit zur Errichtung von Laza- retten, zur Pflege der Kranken und Verwundeten, zur Unterstützung armer, zurückgelassenerfamilien. 4. In aller Ruhe, in musterhafter Ordnung und mit bewunderns- Aufmarsch und werter Schnelligkeit vollzog sich nach dem von Moltke entworfenen dachen'heerä. Mobilisierung^- und Kriegsplan der Aufmarsch der deutschen Streitkräfte. Kaum zwölf Tage nach der Kriegserklärung standen drei gewaltige Heersäulen am Rhein: die I. Armee (etwa 85000 Mann) unter General Steinmetz zwischen Koblenz und Trier als rechter Flügel, die Ii. Armee (etwa 220 000 Mann) unter dem Prinzen Friedrich Karl zwischen Mainz und Kaiserslautern als Zentrum, die Iii. Armee (etwa 200000 Mann), gebildet aus den Truppen der Bayern (v. d. Tann und v. Hartmann), Württem- berger, Badener und zwei norddeutschen Korps, unter dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm zwischen Mannheim, Speier Graf von Moltke.

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 269

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 148. Ludwig H. 1864—1886. 269 genossen aufnehmen würden. Die beiden bayerischen Armeekorps unter den Generalen v. d. Tann und v. Hartmann wurden der Armee des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm zugeteilt. Sie kämpften bei Weißenburg (4. August), Wörth (6. August), Beaumont (30. August), Bazeilles und Sedan (1. September), Artenay (10. Oktober), Orleans (11. Oktober), Coulmiers (9. November), waren an der Belagerung von Paris und verschiedenen kleineren Festungen beteiligt und bewiesen überall, wo sie auch mit dem Feinde zusammenstießen, opferwillige Hingebung, heldenmütige Tapferkeit und rühmenswerte Ausdauer. — Wie es dem bayerischen König zu verdanken war, daß sich ganz Deutschland rasch und einmütig gegen Frankreich erhob, so gab er auch den ersten offiziellen Anstoß zur inneren Einigung der deutschen Staaten, indem er nach Vereinbarung der Versailler Verträge im Einvernehmen mit den Fürsten und den Freien Städten im Dezember dem König Wilhelm I. von Preußen die deutsche Kaiserwürde aubot (§ 142, 4). — Seit 1871 bildet Bayern ein Glied des Deutschen Reiches. Es übt den ihm verfassungsmäßig zustehenden Einfluß auf Verwaltung und Gesetzgebung im Reiche aus durch seine Vertretung im Bundesrate (6 Stimmen) und durch 48 Abgeordnete im Reichstag. 4. Unter den inneren Angelegenheiten wandte Ludwig Ii. be- ^Ichulwans^ sonders dem Schulwesen in allen seinen Formen und der Kunst die und der Kunst, weitgehendste Sorgfalt zu. Zur Hebung der Lehrerbildung wurden die Präparandenanstalten errichtet (September 1866), zur Leitung des Volksschulwesens in den einzelnen Kreisen fachmännisch gebildete Kreis-schulinspektoren ernannt, zur Verbesserung der gewerblichen und technischen Ausbildung die dreikursigeu Gewerbeschulen in sechsknrsige Realschulen umgewandelt, dann Realgymnasien und Industrieschulen gegründet, endlich die technische Hochschule in München ins Leben gerufen (1868). — Geradezu schwärmerisch war die Neigung des Königs zur dramatischen Kunst und zur Musik, sowie zur Baukunst. Die erstere offenbarte sich hauptsächlich in seinen Beziehungen zu dem genialen Tondichter Richard Wagner (j 1883), dessen Musik-dramen, namentlich Tannhäuser, Loheugriu, der Ring des Nibelungen und Parsisal, das Gemüt des ideal gerichteten Monarchen zur höchsten Begeisterung entflammten, fo daß derselbe alle Unternehmungen des Meisters (Bau des Wagner-Theaters in Bayreuth) in großmütigster Weise unterstützte. Welche Förderung die Baukunst durch den König erfuhr, das zeigen uns das Gebäude der technischen Hochschule in München und die in romantischer Gebirgsgegend aufgeführten Prunkschlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee. 5. Am 25. August 1880, dem Geburtstage des Königs Ludwig Ii., Das Witteis- r . . m i a rv r • V.. < 2 3 ' bacher Jubiläum feierte ganz Bayern das Jubiläum der 700 jährt gen Herr- lsso.

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 270

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
270 Xi. Bayerische Geschichte. f cf) a f t der Wittelsbacher. Die Vergegenwärtigung der Segnungen, welche dem Land und dem Volk durch düs Wirken des erhabenen Regentenhauses zu teil geworden waren, insbesondere der Fortschritte, welche Verwaltung, Gesetzgebung und Rechtspflege, dann alle Zweige der wirtschaftlichen Regsamkeit, sowie Volksbildung, Wissenschaft und Kunst unter den bayerischen Königen erfahren hatten, erfüllten jedermann mit inniger Freude und aufrichtiger Dankbarkeit. Aus Anlaß der Jubelfeier wurde eine allgemeine Sammlung veranstaltet. Das Ergebnis derselben verwendete der König, der alle ihm persönlich zugedachten Huldigungen ablehnte, zu einer Stiftung, der „Wittelsbacher Landesstiftung", zur Förderung des Handwerkes und Gewerbes. Neuschwanstein. 6. Ludwig Ii. sollte nach dem denkwürdigen Feste nicht lange mehr regieren. In dem reichbegabten, dem Idealen zugewandten König, der schon von Beginn der 70 er Jahre eine fast krankhafte Abneigung gegen das Auftreten in der Öffentlichkeit zeigte und der sich nur in der Abgeschiedenheit der Berge, im stillen Umgang mit der Natur und in seinen Prnnkschlössern wohl fühlte, machten sich immer deutlicher erkennbare Spuren einer geistigen Umnachtung be-merklich. Die Rücksicht aus das Wohl des Landes forderte mit gebieterischer Notwendigkeit, daß ihm die Bürde der Regierung abgenommen werde. Da sein Bruder, Prinz Otto, an einer ähnlichen

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 272

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
272 Xi. Bayerische Geschichte. er seinem Bruder Maximilian Ii. und später seinem Neffen Ludwig Ii. in allen wichtigen Regierungshandlungen als treuer Freund und weiser Berater zur Seite. Das Jahr 1866 führte ihn auf den Kriegsschauplatz. In dem Gefecht bei Helm stadt (25. Juli) bewies er an der Spitze einer Division rühmenswerte Umsteht, Unerschrockenheit und Tapferkeit. Ju den folgenden Jahren erwarb er sich als Felbzeng-meister und (seit 1869) als Generalinspekteur der bayerischen Armee hervorragend Verbienste um die Verbesserung des Heerwesens; unter seiner Leitung würden die allgemeine Wehrpflicht, eine cutbere Formation des Heeres und eine zweckmäßigere Bewaffnung durchgeführt. Den Krieg von 1870/71 machte Prinz Luitpold als Vertreter Ludwigs Ii. im deutschen Hauptquartier mit. Die hier angeknüpften persönlichen Beziehungen zu Wilhelm I. und zu Bismarck erleichterten den Fortgang der Verhandlungen, welche zu den Versailler Verträgen und bamit zur Begrüubuug des Deutschen Reiches führten. — Nach dem Kriege kehrte er zur gewohnten frieblichen Arbeit zurück. Bei der zunehmeubeu Neigung des Königs zur Einsamkeit traten immer schwierigere und verantwortungsvollere Aufgaben an ihn heran und endlich mußte er in überaus trauriger und bewegter Zeit selbst die Zügel der Regierung ergreife«. 2. Vertrauensvoll sah das bayerische Volk zu seinem jetzigen Regenten empor. Es hoffte, der gereifte, im Rat und in der Tat erprobte Mann werbe durch weise Maßregeln und entschlossenes Hanbeln das bebrohte Staatsschifst ans den stürmisch erregten Wogen in den sicheren Hasen geleiten. Und seine Hoffnungen gingen in Erfüllung. Umsichtigen Geistes überblickt Prinzregent Lnitpolb die Be-bürfnifse seiner Untertanen, sowie die Voraussetzungen, von welchen die gebeihliche Entwicklung des Vaterlandes abhängig ist. Er begünstigt die Landwirtschaft und sucht deren Betrieb durch Verminderung der aus ihr ruhenden, aus früheren Zeiten stammenden Lasten (Bodenzinfe) möglichst lohnend zu machen; er ist ein werk-tätiger Förderer des Gewerbes, ein hochherziger Gönner und Freund der K ü n st e (Erlaß an das Gesamt-Staatsministerium zur Einsetzung einer Kommission für staatliche Monumentalbauten vom 1. November 1901), ein väterlicher Wohltäter der Armen und Bebrängten und er Betätigt in seiner Stellung zu Kaiser und Reich eine echt deutsche Gesinnung. Das bayerische Volk fühlt sich mit ihm und seinem Königlichen Hause in unerschütterlicher Treue und inniger Liebe verbunden. Mit jubelnder Begeisterung feierte es ant 12. März 1901 den 80 stert Geburtstag des greisen, aber körperlich wie geistig be-wnnbernswert rüstigen Lanbesvaters. Gott segne den ehrwürbigen Prinzregenten und sein unermitb-liches Wirken!
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